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Cloud, KI und InvestorenKIS-Markt 2025 – das sind die Top-Hersteller

Die Abkündigung von SAP IS-H und damit verbunden das Aus für das KIS i.s.h.med, beschert den deutschen Herstellern gut gefüllte Auftragsbücher. Goldene Chancen für ausländische Anbieter, um den deutschen Markt zu erobern.

KIS-Markt 2025
Thieme
KIS-Markt 2025: Der Höhenflug hält an.

Gute Zeiten für Softwarehersteller und IT-Dienstleister im Gesundheitswesen. Erst profitierten sie von den KHZG-Projekten, mit denen die digitale Transformation in den Krankenhäusern gepusht wurde. Dann kam die Abkündigung von SAP für den Support der Patientenverwaltung und -abrechnung IS-H, die in vielen Häusern auch das Krankenhausinformationssystem i.s.h.med komplettiert.

Für so manchen etablierten KIS-Hersteller war 2024 deshalb ein „Rekordjahr“ oder sogar „das erfolgreichste Jahr der Firmengeschichte“. Man könnte auch sagen: Wer jetzt nicht in Aufträgen ertrinkt, hat etwas falsch gemacht.

Günstige Rahmenbedingungen also auch für ausländische Branchenschwergewichte wie Epic aus den USA oder Start-ups wie Avelios, um bei den deutschen Krankenhäusern einen Fuß in die Tür zu bekommen. Während Epic noch nicht in den deutschen Krankenhäusern vertreten ist, kann Avelios schon auf Projekte verweisen. Aber der Reihe nach:

AMC

Der Hamburger KIS-Hersteller AMC, der bereits seit 2004 mit seinem webbasierten KIS Clinixx am Markt vertreten ist, verdankt seine gut gefüllten Auftragsbücher teilweise noch dem Krankenhauszukunftsgesetz (KHZG), aber zunehmend auch der Abkündigung von SAP IS-H. Nach Angaben von AMC steigen nicht nur die Anfragen deutlich, es kommen auch stetig Neukunden hinzu.

2024 konnte das Unternehmen fünf neue Kliniken gewinnen, sodass inzwischen fast 60 Häuser mit dem Clinixx arbeiten, das eine vollständig integrierte Patientenabrechnung bietet. Die meisten Kunden sind Mittelständler. „Diese Häuser sind oft besonders innovativ, schnell in der Entscheidungsfindung und bereit, neue Technologien wie Cloud-KIS zu nutzen“, so AMC.

Das Unternehmen zählt zu den Cloud-Vorreitern unter den KIS-Herstellern. Das Fachklinikum Mainschleife betreibt seit zwei Jahren Clinixx in der Cloud von AWS (Amazon Web Services).

Avelios Medical

Avelios Medical entstand 2020 aus einem KI-Forschungsprojekt am LMU Klinikum München. Um sich am Markt zu etablieren, setzt das Unternehmen auf flexible, skalierbare Architekturen und Datenmodelle, sowie einen modularen Aufbau. Dadurch können Krankenhäuser ihr altes KIS entweder in einem Schritt ablösen oder einzelne Module schrittweise ausrollen.

KI ist ein zentraler Bestandteil des KIS, weshalb Daten in strukturierter Form erfasst werden müssen. Die Avelios-Software bietet aber auch die Möglichkeit, unstrukturierte Dateneingaben in unser strukturiertes System zu überführen.

Wir sehen uns in einer hervorragenden Situation, um die derzeitige Lücke in der Systemlandschaft der Krankenhäuser zu schließen.

Nach einem Pilotprojekt am LMU Klinikum ist die Software nicht nur dort, sondern inzwischen bei einer zweistelligen Anzahl Kliniken im Einsatz. Auch Sana gehört zu den Kunden von Avelios Medical, ebenso wie vier weitere Universitätskliniken.

„Wir sehen uns in einer hervorragenden Situation, um die derzeitige Lücke in der Systemlandschaft der Krankenhäuser nach der IS-H-Abkündigung zu schließen“, sagt Christian Albrecht, Co-Founder von Avelios Medical. Das Start-up hat sich über 30 Millionen Euro von der Risikokapitalgesellschaft Sequoia Capital gesichert, zusätzlich zu den bestehenden Investoren.

CompuGroup Medical

CompuGroup Medical (CGM) zählt zu den Großen der KIS-Branche, ist aber auch im ambulanten Sektor und in Apotheken mit Softwarelösungen vertreten. Die Umsatzerlöse im Segment Krankenhausinformationssysteme stiegen 2024 um 1 Prozent auf 319 Millionen Euro. CGM führt das Umsatzwachstum vor allem auf Preissteigerungen bei den wiederkehrenden Umsatzerlösen zurück. Die Einmalerlöse gingen dagegen um 13 Prozent zurück, was der Hersteller mit höheren einmaligen Umsatzerlösen durch neue Projekte in 2023 erklärt.

Ende 2024 hat CGM bekannt gegeben, dass es einen Investor ins Boot holt. CVC Capital Partners hat den Aktionären ein Übernahmeangebot unterbreitet. Der Investor soll die Anteile der Aktionäre übernehmen. Anschließend soll CGM von der Börse genommen werden.

Die Gründerfamilie Gotthardt sowie der Anteilseigner Dr. Reinhard Kopp behalten ihre Mehrheitsbeteiligung (50,1 Prozent der Anteile) am Unternehmen. CGM begründet den Schritt damit, dass es in cloudbasierte Softwareprodukte und datengetriebene KI-Technologie investieren möchte.

Dedalus

Dedalus bleibt Marktführer im deutschen KIS-Markt. Seit der Übernahme sämtlicher Healthcare IT-Aktivitäten von Agfa im April 2020 ist das italienische Unternehmen mit Hauptsitz in Mailand der Branchenprimus – und wächst weiter. Im vergangenen Jahr stieg der Umsatz in der DACH-Region nach Angaben von Dedalus auf mehr als 400 Millionen Euro.

Zum Vergleich: 2021 erwirtschaftete der KIS-Anbieter noch einen Umsatz von 280 Millionen Euro. Aus der Bonner DACH-Zentrale heißt es, man blicke deshalb „sehr zuversichtlich in die Zukunft, weil wir viele neue Projekte und Ausschreibungen im Zulauf haben und gleichzeitig in vielen großen Implementierungen in der Umsetzung sind.“

Zum wirtschaftlichen Erfolg dürften auch die Umsetzung letzter KHZG-Projekte und die Aktivitäten der Kliniken führen, die als Folge des SAP-Ausstiegs bei IS-H nach Alternativen suchen. Davon profitiert Dedalus ebenso wie andere KIS-Anbieter (mehr dazu am Ende des Artikels).

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Nicht nur der Umsatz nimmt zu, sondern auch die Zahl deutscher Krankenhäuser, die das Dedalus-KIS Orbis verwenden. 2024 haben sich zehn neue Häuser für Orbis entschieden, damit stieg die Zahl der Installationen auf nun insgesamt 821. DACH-weit arbeiten laut der Softwareschmiede insgesamt inzwischen 930 Einrichtungen mit Orbis, nach 895 im Jahr zuvor.

Zu der guten Entwicklung dürfte auch Orbis U, die neue webbasierte und cloudfähige KIS-Plattform beigetragen haben. Das Unternehmen will sich nun verstärkt auf Zukunftsthemen konzentrieren. Etwa im Bereich Cloud, wo Dedalus vor allem beim PACS Deep Unity mit AWS zusammenarbeitet. Hinzu kommt eine neue Kooperation mit der Universität Freiburg beim Thema KI sowie der erfolgte Launch einen eigenen Analyse-Forschungsplattform für klinische Studien und Big Data.

Bislang wurde die Expansion von Dedalus großzügig vom französischen Hauptanteilseigner Ardian finanziert. Das Private Equity-Unternehmen verwaltet aktuell nach eigenen Angaben ein Anlagevermögen von 177 Milliarden Euro und zählt damit zu den größten europäischen Beteiligungsgesellschaften.

Orbis gibt es seit nunmehr 30 Jahren, es ist das marktführende System und wir haben in dieser Zeit bewiesen, dass es sich immer weiterentwickelt, egal welches Unternehmen dahinterstand.

Immer wieder gab es seit 2022 Gerüchte, dass Ardian Dedalus entweder verkaufen oder an die Börse bringen wolle. Schon 2022 soll der PE-Gigant nach Medienberichten erfolglos versucht haben, Dedalus gewinnbringend zu veräußern. Damals schoben jedoch der russische Angriff auf die Ukraine, die hohe Inflation und das hohe Zinsniveau den Plänen einen Riegel vor, weil die Banken vorsichtiger bei Milliardenkrediten für Firmenübernahmen waren. So legte Ardian die Pläne zunächst offenbar wieder auf Eis.

Inzwischen kursieren jedoch erneut Verkaufsgerüchte durch die Branche. Nach neun Jahren Engagement ist Ardian für ein PE-Unternehmen unüblich lang Mehrheitseigner bei Dedalus. Es wäre also kaum überraschend, wenn Ardian sein Investment gewinnbringend versilbern möchte. Die Führungsetage bei Dedalus ist darauf vorbereitet.

„Dass sich Dedalus und Ardian neu aufstellen, ist nicht neu und es gab keine Änderung in dieser Strategie, von daher sehen wir den Neuigkeitsfaktor nicht. Im Übrigen: Orbis gibt es seit nunmehr 30 Jahren, es ist – nicht ohne Grund – das marktführende System und wir haben in dieser Zeit bewiesen, dass sich Orbis immer weiterentwickelt, egal welches Unternehmen dahinterstand“, heißt es bei Dedalus.

Meierhofer

Auch Meierhofer verzeichnete im vergangenen Jahr ein positives Umsatzwachstum. Das KIS ist in Deutschland, Österreich und der Schweiz bei rund 260 Kunden (250 im Vorjahr) im Einsatz. Neben kompletten KIS-Einführungen läuft bei Meierhofer auch das Geschäft mit Fachlösungen für den OP und die Intensivmedizin.

Die Münchner haben inzwischen auch eine vollständige Alternative für IS-H im Portfolio. Zur etablierten Patientenverwaltung (M-KIS Patientenmanagement) ist im vergangenen Jahr eine Abrechnungslösung (M-Abrechung) hinzugekommen, die im Herbst 2024 in der Charlottenklinik für Augenheilkunde in Stuttgart eingeführt wurde und jetzt in weiteren Häusern umgesetzt werden soll. Neukunden wie das Universitätsklinikum Leipzig lösen sowohl i.s.h.med als auch IS-H durch Meierhofer-Lösungen ab.

Mesalvo

Mesalvo, das 2021 durch den Zusammenschluss von i-Solutions Health, Datapec, Meona und E.care hervorgegangen ist, meldete 2024 einen Umsatzrekord. Im selben Jahr startete die cloudfähige Technologieplattform Mesalvo HealthCentre, die das Unternehmen für den Umstieg von IS-H/i.s.h.med nutzt.

Mesalvo profitiert von einer verstärkten Nachfrage nach der Abkündigung von IS-H. Dementsprechend verzeichnete es den größten Umsatz im KIS/KAS-Bereich. 42 Großprojekte – darunter knapp 40 Neukunden, konnte der Hersteller im vergangenen Jahr gewinnen. Das Unternehmen ist außerdem mit über 80 Installationen im Bereich Revenue Cycle Management (RCM) und Finanzmanagement erfolgreich.

Aktuell arbeiten über 80 Krankenhäuser mit der Abrechnungslösung von Mesalvo. Mit seinen KIS-Installationen ist das Unternehmen vor allem in kleineren bis mittleren Krankenhäusern vertreten. Auch für das laufende Jahr erwartet Mesalvo „Rekordbuchungen“.

Nexus

Auch bei Nexus hat sich das Geschäft gut entwickelt. Im Geschäftsbericht von 2024 vermeldete das Unternehmen „im 25. Jahr in Folge deutlich steigende Umsätze und Ergebnisse.“ Im KIS-Geschäft konnte Nexus überproportional viele Kunden hinzugewinnen. Das KIS ist aktuell in 321 deutschen Kliniken installiert oder wird gerade eingeführt. Im vergangenen Jahr kamen 29 weitere hinzu.

Nexus profitierte ebenfalls von den Turbulenzen um IS-H und i.s.h.med, und erwartet für dieses Jahr „eine weiter steigende Ausschreibungswelle“. Im KIS-Bereich ist Nexus vor allem in Krankenhäusern mittlerer Bettengröße (400 bis 800) vertreten. Mit den Kreiskliniken Darmstadt-Dieburg hat der Hersteller sich vergangenes Jahr auf den Ausbau der bestehenden Partnerschaft geeinigt. Die Kliniken dienen zukünftig als Referenzhaus für andere. 

Auch Nexus hat sich einen Investor ins Boot geholt. „Wir verfügen über hohes Eigenkapital und haben keine Schulden“, so das Unternehmen. Als strategischer Partner wurde TA Associates gewählt. „Durch eine stabile und verlässliche Eigentümerstruktur erhalten wir mehr Flexibilität“, so das Unternehmen. Auch Nexus soll von der Börse genommen werden: „Dadurch ersparen wir uns als Organisation zukünftig einiges an Bürokratie.“

Oracle Health

Nachdem SAP IS-H die Unterstützung entzogen hat, ist auch die Zukunft von i.s.h.med ungewiss. Die Software, die zusammen mit IS-H ein vollwertiges KIS bildet, kam mit der Übernahme von Cerner zu Oracle. Beide Rivalen, SAP und Oracle, setzen inzwischen auf die Cloud.

Oracle entwickelt eine Gesundheitsplattform auf Basis der Oracle Cloud Infrastructure (OCI), die mit künstlicher Intelligenz klinische Arbeitsabläufe unterstützen und Prozesse automatisieren soll. Diese Plattform soll Behandlungsinformationen am Point-of-Care bereitstellen und auch die Dokumentation und Nachsorge vereinfachen.

„Die neue Gesundheitsplattform soll noch in diesem Jahr in den USA verfügbar sein und dann weltweit eingeführt werden“, so Stefan Radatz, Vizepräsident und Geschäftsführer von Oracle Health Deutschland und Österreich. In der Zwischenzeit bewirbt das Unternehmen seine Cloud und bietet weiterhin Support für i.s.h.med an – wohl in der Hoffnung, dass Kunden nicht abspringen, sondern auf die neue Cloud-Lösung umsteigen werden, die es bislang aber noch nicht im Regelbetrieb gibt.

Telekom

Als börsennotiertes Unternehmen gibt die Telekom keine detaillierten Geschäftszahlen für einzelne Bereiche bekannt. So auch nicht für ihre Healthcare-Sparte, die zur Konzerntochter T-Systems gehört. Der Umsatz von T-Systems stieg 2024 nach eigenen Angaben um 2,8 Prozent auf vier Milliarden Euro. Wie es scheint, hat sich die zeitweise kriselnde Konzerntochter jüngst etwas gefangen, doch der Abbau von Mitarbeitenden bei T-Systems geht weiter.

Bei der Healthcare-Sparte läuft das Geschäft nach eigenen Angaben des Unternehmens „unverändert positiv“, viele Bestandskunden würden noch immer mit der Telekom KHZG-Projekte umsetzen, teilt die Bonner Unternehmenszentrale mit.

Als Wachstumstreiber sieht die Telekom Künstliche Intelligenz, wo das Unternehmen bereits Lösungen wie Smart Chat anbietet. Hinzu werden Cloud-Lösungen aufgesetzt – zum Beispiel bei der neu gegründeten Medizinischen Universität Lausitz – Carl Thiem in Cottbus oder dem Universitätsklinikum Freiburg.

Wir befürchten, dass wir früher oder später Klinikinsolvenzen sehen, die durch IT-Angriffe mit verursacht werden.

Ein immer wichtiger werdendes Geschäftsfeld der Telekom Health-IT-Sparte ist das Thema Cybersicherheit. „Das wird eines der absoluten Topthemen der nächsten Jahre. Wir befürchten, dass wir früher oder später Klinikinsolvenzen sehen, die durch IT-Angriffe mit verursacht werden“, so der Konzern. Inzwischen betreut der Bereich Telekom Security mit seinen rund 2400 Mitarbeitenden nicht nur viele DAX-Konzerne, sondern auch immer mehr Krankenhäuser.

Große Hoffnungen setzt die Health-IT-Sparte auf den nun anstehenden Generationswechsel bei KIS-Lösungen. Bis zu 300 KIS werden in den kommenden Jahren in den Kliniken erneuert werden müssen. Hier hofft der Konzern, neue Kunden für iMedOne und iMedOne Mobile zu gewinnen. Ein bisschen Bewegung täte dem KIS-Kerngeschäft wahrlich gut, denn dieses stagniert seit vielen Jahren. Die Zahl der Installationen des Telekom-KIS iMedOne liegt unverändert weiterhin bei 250.

Wie geht es weiter mit IS-H?

Die Deutschsprachige SAP Anwendergruppe (DSAG) geht davon aus, dass es unmöglich sein wird, alle betroffenen Häuser fristgerecht bis 2030 umzustellen. „Die Verdichtung der Projektanzahl und die geringe Anzahl an performanten Dienstleistern wird den Druck erhöhen“, sagt Michael Pfeil, DSAG-Arbeitskreissprecher Healthcare und IT Abteilungsleiter SAP/Betriebswirtschaftliche Applikationen am Universitätsklinikum Bonn. „Zusätzlich werden die diversen anstehenden Projekte kaum noch sinnvoll umzusetzen sein.“

Nach Ablauf der Frist drohen hohe Kosten durch externe Wartungsverträge. Pfeil befürchtet zudem, dass der Mehrwert von neuen Technologien nicht gehoben wird, weil die Einrichtungen in der Regel ein Altsystem migrieren und somit durch den Wechsel keine Verbesserungen erzielt werden. „Zusätzlich zwingen die großen Hersteller die Kunden mit absurden Paketen auf den Weg in die Cloud oder in ein finanzielles Desaster“, befürchtet er. Damit die Situation für die betroffenen Krankenhäuser nicht aus dem Ruder läuft, fordert die DSAG von der SAP eine kostenfreie Extended Maintenance.

Bislang hat sich SAP in dieser Frage jedoch nicht bewegt. Eine Alternative besteht in den Ersatz- oder Übergangslösungen für IS-H, die zwischenzeitlich entwickelt wurden und wahrscheinlich bald zur Verfügung stehen. So hat zum Beispiel der SAP-Spezialist GTIG mit GS-H eine Lösung entwickelt, die auf dem S/4HANA-System installiert wird. Die Abrechnung der Patienten erfolgt vollständig im GS-H. „Wenn SAP die Technologievorgaben ändern sollte, wird auch das GS-H auf dieser Technik zur Verfügung gestellt“, teilt GTIG mit.

Die großen Hersteller zwingen die Kunden mit absurden Paketen auf den Weg in die Cloud oder in ein finanzielles Desaster.

GS-H kann OnPremise oder in der Cloud oder in SAP RISE betrieben werden. Darüber hinaus lässt sich IS-H als sogenanntes Side-Car auf dem ECC-System (ERP Central Component) weiterbetreiben und über eine bidirektionale Schnittstelle mit dem GS-H synchronisieren. Dadurch kann i.s.h.med weiterbetrieben und unabhängig von IS-H abgelöst werden. Aktuell wird eine Pilotversion von GS-H auf dem S/4HANA-System der LMU implementiert.

Ein weiteres Projekt ist am 1. März 2025 gestartet. GTIG führt nach eigenen Angaben bereits Gespräche mit Krankenhäusern und Klinikketten. Interesse an einer solchen Lösung besteht auch in Österreich und der Schweiz. In der Schweiz soll noch im ersten Halbjahr 2025 das erste GS-H-Projekt starten. GTIG bietet bereits eine Komplettlösung für Reha-Kliniken an. Ob es auch einen Ersatz für i.s.h.med geben wird, steht noch nicht fest. „Das Interesse ist auf jeden Fall vorhanden“, so das Unternehmen.

Eine weitere Nachfolgelösung für Deutschland, S4.health von ATSP und RZV, befindet sich ebenfalls noch in der Entwicklung. „Die ersten Kunden haben bereits den ‚IS-H Readiness Check‘ erfolgreich gestartet“, so ATSP. Das Unternehmen hat den Übergangsprozess von IS-H zu S4.health in drei Teile untergliedert. S4.health ist ein S/4 Add-on, welches sich bewusst nur gering von IS-H unterscheidet, damit sich die Kunden ohne großen Umstellungen zurechtfinden. Es kann sowohl On-Premise als auch in der Private Cloud eingesetzt werden.

Ausblick

Cloud-Computing und KI-Integration sind zwei große Markttrends. Cloud-Vorreiter AMC etwa verzeichnet eine wachsende Nachfrage nach seiner Lösung, die es mit dem Cloud-Anbieter AWS umsetzt. Auch Dedalus setzt bei der Cloud künftig auf den amerikanischen Hyperscaler.

Alle Anbieter investieren zurzeit kräftig in KI, manche holen sich hierfür auch Investoren an Bord. Avelios ist mit einem KI-basierten KIS an den Start gegangen, das die Eingabe von strukturierten Daten verlangt. Auch der US-Anbieter Epic, der auf den deutschen Markt drängt, setzt auf die Eingabe von strukturierten Daten – die Voraussetzung für eine umfassende Nutzung von Patientenakten.

Einen interessanten Ansatz verfolgt zum Beispiel Mesalvo, das zusammen mit Omilon KI-Lösungen für eine sprachsystemunabhängige Dokumentation und Navigation entwickelt. Dieses Konzept der Ambient AI (Ambient Artificial Intelligence) kann durch die bloße Anwesenheit von Menschen automatisch erkennen, reagieren und Erkenntnisse generieren – ohne dass aktive Nutzerinteraktionen erforderlich sind. Diese Systeme werden autonom ausgelöst und führen ihre Aufgaben eigenständig aus.

Topthema: IT-Sicherheit

Digitale Transformation und KI generieren riesige Datenmengen, die für die Forschung genutzt werden sollen. Auch in diesem Bereich sind die KIS-Hersteller aktiv. Dedalus zum Beispiel hat eine Analytics & Research-Plattform für klinische Studien und Big Data gelauncht.

Das Thema Interoperabilität gewinnt aufgrund neuer Versorgungsstrukturen und der Verschiebung der Sektorengrenzen an Bedeutung. Meierhofer zum Beispiel setzt auf standardisierte, flexible Datenstrukturen für einen reibungslosen Datenaustausch über Klinikgrenzen hinaus, und verwendet internationale Standards wie FHIR und openEHR als Basis für die KI-Integration.

Ein weiteres Topthema, das auch die KIS-Hersteller die nächsten Jahre beschäftigen wird, ist die IT-Sicherheit. Hier setzen Unternehmen wie Oracle auf ihre Cloud-Plattformen. Ein nicht zu unterschätzender Faktor auf die Weiterentwicklung der KIS-Lösungen und Geschäftsmodelle ist der demographische Wandel, der in den kommenden Jahren den Mangel an IT-Fachkräften noch verstärken wird. Es bleibt spannend!

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