
Derzeit bleibt nicht viel beim Alten bei den Kliniken Ostalb. Seit gut einem Jahr läuft jetzt ihre umfassende Transformation – nach dem Zukunftskonzept 2035. Nun hat die bisherige Vorständin Sylvia Pansow den kommunalen Verbund verlassen, um sich einer neuen beruflichen Aufgabe zuzuwenden, und daher um eine vorzeitige einvernehmliche Beendigung ihres Dienstverhältnisses gebeten.
Seit dem 1. November ist deshalb Stephan Schneider, langjähriger Leiter der kaufmännischen Zentralbereiche, neben Vorstandchef Christoph Rieß interimsweise zum Vorstandsmitglied berufen worden. Der Betriebswirt, der schon seit 1995 bei den Kliniken tätig ist, gelte als integrative Führungspersönlichkeit mit tiefem Verständnis für die finanzielle Steuerung und die Prozesse des hochdefizitären Verbundes, heißt es am Hauptsitz im baden-württembergischen Aalen. Schneiders Berufung solle Kontinuität sichern, während die neue Gesamtstruktur vorbereitet werde.
Führung ist bei uns kein Status.
Soll heißen: Auch auf der Führungsebene der Kliniken wird sich Grundlegendes ändern. Das Ziel seien neue standortübergreifende Verantwortlichkeiten, flachere Hierarchien und der Abbau von Doppelstrukturen, sagt Christoph Rieß. Statt aktuell zwei oder, wie davor, sogar drei Vorstandsmitgliedern soll es bald nur noch einen Vorstand geben.
Dafür werden die Kliniken, die derzeit medizinische Schwerpunkte in Aalen, Schwäbisch Gmünd/Mutlangen und Ellwangen bilden, als zentralen Bestandteil eine Direktionsebene einführen. Besondere Bedeutung erhalte etwa die Funktion des Chief Medical Officers (CMO), die für das medizinische Leistungsangebot und die Führung der Chefärztinnen und Chefärzte, inklusive Qualitäts- und Wirtschaftlichkeitssteuerung, zuständig sein soll, heißt es. Die Ärztliche Direktion fungiere auch als designierte Stellvertretung des Vorstands. Ein solches Vier-Augen-Prinzip werde über Prokura und Geschäftsordnungen fest verankert.
Das Modell solle Entscheidungsfähigkeit und Kontrolle in Balance bringen, ohne den Verwaltungsaufwand zu erhöhen. „Flachere Hierarchien und schnelle Entscheidungen werden uns helfen, die Doppelbelastung aus Veränderungsprojekten und Tagesgeschäft auch weiterhin zu meistern“, ist Rieß überzeugt.
„Führung ist bei uns kein Status“, sagt er. Ziel sei es, Führung neu zu definieren, „als Dienstleistung und Support zur Unterstützung der Behandlungsteams, die sich um eine optimale Patientenversorgung kümmern, nicht als hierarchisches Instrument“. Bis die neue Führungsstruktur starten kann, werden die Kliniken noch weiter von zwei Vorständen geführt – Rieß und neuerdings Schneider.
Drei Experten beraten den Verwaltungsrat
Um sich für die laufenden Veränderungen zusätzliche Kompetenz zu sichern, hat der Klinikverbund zudem ein beratendes Gremium mit drei erfahrenen Experten berufen:
- Adalbert Erben, langjähriger Krankenhausmanager in Stuttgarter Kliniken und gebürtiger Ellwangener,
- Prof. Hans-Jürgen Hennes, medizinischer Geschäftsführer und Ärztlicher Direktor an der Uniklinik Mannheim, und
- Thomas Weber, derzeit noch Geschäftsführer der SLK Kliniken in Heilbronn.
Sie sollen den Prozess im Ostalbkreis mit unterschiedlichen Perspektiven und Expertisen begleiten.
Ein Jahr Transformation
Derweil läuft der Wandel, nachdem der Kreistag des Ostalbkreises im Herbst 2024 das Zukunftskonzept 2035 verabschiedet hatte, offenbar nach Plan. Es seien bereits sichtbare Veränderungen entstanden, wird betont. Die Kliniken hätten Schwerpunkte gebildet, Neubau- und Umstrukturierungsmaßnahmen gestartet und neue Governance-Strukturen etabliert.
„Die vergangenen zwölf Monate haben gezeigt, wie notwendig und richtig es war, die Transformation anzustoßen“, sagt Landrat Dr. Joachim Bläse. Während bundespolitische Reformgesetze auf sich warten ließen, habe der Ostalbkreis gehandelt.

So entwickele sich das Klinikum in Aalen zum Notfallschwerpunkt mit neuen Strukturen für Herz-, Kopf- und Schwerverletztenversorgung, inklusive einer Neuroradiologie und erweiterten Intensivkapazitäten. Am Stauferklinikum Schwäbisch Gmünd fokussiere man sich auf onkologische und endoprothetische Versorgung, einschließlich robotisch assistierter Chirurgie und der künftigen Integration der Urologie. Der Standort in Ellwangen schließlich, die St. Anna-Virngrund-Klinik, werde zu einem sektorenübergreifenden Gesundheitsversorger, in dem stationäre und ambulante Leistungen, Reha und Ausbildung enger verzahnt werden.
Parallel gehe es auch beim geplanten Neubau des Regionalversorgers in Essingen als wesentlichem Bestandteil des Zukunftskonzepts 2035 voran: Nach der Zustimmung zum Flächennutzungsplan starte ein mehrstufiger Wettbewerb zur Gestaltung und Planung des Neubauvorhabens. Die ersten Entwürfe der Architekten sollen Mitte Dezember vorgestellt werden.








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