
In der Debatte um die Krankenhausreform hat die Deutschen Krankenhausgesellschaft (DKG) erneut vor negativen Auswirkungen gewarnt. Krankenhäuser blicken äußerst skeptisch und pessimistisch auf die Reformpläne von Bundesgesundheitsminister Prof. Karl Lauterbach (SPD), teilte die DKG mit. Sie beruft sich dabei auf die neue Sommerumfrage des Deutschen Krankenhausinstituts (DKI) für den Krankenhaus-Index. Deutschlandweit haben daran 358 von insgesamt 1535 Kliniken teilgenommen.
71 Prozent der befragten Häuser erwarten demnach, dass durch die anstehende Krankenhausreform der wirtschaftliche Druck weiter steigen wird. 95 Prozent sind überzeugt, dass die geplante Vorhaltefinanzierung bei stagnierenden oder sinkenden Fallzahlen nicht genügt. Vor allem Maximal- und Grundversorger erwarten, dass durch die Reform ihre Finanzierung nicht ausreichend sein wird. Schließlich gehen fast alle der Befragungsteilnehmer davon aus, dass durch neue Dokumentationspflichten mehr Bürokratie auf sie zukommt.
Versorgung wird immer öfter eingeschränkt
Ihre aktuelle wirtschaftliche Situation bewerten 63 Prozent der Allgemeinkrankenhäuser der Umfrage zufolge als schlecht (33 Prozent) oder sehr schlecht (30 Prozent). Nur elf Prozent bezeichnen sie als gut oder sehr gut. Bei der wirtschaftlichen Lage fallen die Ergebnisse bei den Psychiatrien etwas besser aus. Grundgesamtheit des Krankenhaus-Index bilden alle Allgemeinkrankenhäuser ab 50 Betten unabhängig von der Krankenhausgröße sowie alle psychiatrischen und psychosomatischen Fachkliniken.
Die äußerst angespannte wirtschaftliche Situation führe zu teilweise massiven Einschränkungen in der Patientenversorgung, lautet ein weiteres Ergebnis der Umfrage. 40 Prozent der Allgemeinkrankenhäuser haben demnach in den vergangenen zwölf Monaten vorübergehend Stationen geschlossen. Fast jedes dritte Haus verschob planbare Behandlungen, und zu Streichungen von Versorgungsangeboten kam es bei 13 Prozent der Häuser. Schließlich hat jedes vierte Haus in den letzten zwölf Monaten Personal abgebaut. Während mehr als die Hälfte (59 Prozent) der Allgemeinkrankenhäuser im nächsten Jahr eine schlechtere Versorgung erwarten, gehen Psychiatrien mehrheitlich (74 Prozent) davon aus, dass es zu keinen Veränderungen kommen wird.
Dauerkritik an Vorhaltefinanzierung und Leistungsgruppen
Die Krankenhäuser benötigten Planungssicherheit, betonte der DKG-Vorstandsvorsitzende Dr. Gerald Gaß angesichts der Ergebnisse und forderte Lauterbach auf, bei der Finanzierung der Reform umzusteuern. Die Krankenhäuser erwarteten durch die Vorhaltefinanzierung keine Verbesserung, vielmehr benötigten sie ein Konzept zur fallzahlenunabhängigen Finanzierung, um laufende Kosten zu decken.
Gaß bekräftigte auch seine Kritik an der geplanten Einführung weiterer Leistungsgruppen: „Wir müssen den Rahmen der NRW-Krankenhausplanung bundesweit umsetzen statt neue Leistungsgruppen zu schaffen und die Personal- und Strukturvorgaben zu verschärfen.“ Zwar könne das den Maximalversorgern im Großen und Ganzen gelingen, die Vorgaben für die Leistungsgruppen zu erfüllen. „Bei den Grundversorgern sieht es aber ganz anders aus, schon weil der Fachkräftemangel zu vielen unbesetzten Stellen führt“, sagte Gaß. Die Reformpläne gefährdeten damit die Versorgung in der Fläche.
Finanznöte auch bei Unikliniken und Kliniken in der Stadt
Zuletzt hatte die im Juli durch die Unternehmensberatung Roland Berger veröffentlichte Krankenhausstudie auf große finanzielle Nöte vieler Kliniken hingewiesen. Mehr als die Hälfte von 650 befragten Klinik-Führungskräften sahen demnach bereits im zweiten Quartal die Liquidität des eigenen Hauses „gefährdet“ oder sogar „stark gefährdet“. Den Beratern zufolge könnten nach dieser Selbsteinschätzung 28 Prozent der Kliniken bis Jahresende die Insolvenz drohen. 2023 hatten bereits 70 Prozent der Krankenhäuser rote Zahlen geschrieben und laut DKG bundesweit 40 Häuser Insolvenz angemeldet.
Die Finanznöte betreffen Roland Berger zufolge nicht nur kleine Häuser, sondern auch Maximalversorger und Universitätskliniken. Probleme sehen die Berater zudem nicht nur in der Fläche, sondern gerade auch in den Städten: Durch die hohe Bettendichte haben Kliniken in Städten höhere Auslastungsprobleme. Der Personalmangel ist demnach sogar in den Städten eher ein Problem, weil die Lebenshaltungskosten und Verdienstmöglichkeiten nicht zusammenpassten. Insgesamt seien viele Krankenhäuser mittel- und längerfristig auf Zusammenschlüsse angewiesen.
Rückenwind von den Ländern
Zumindest was die wachsende Bürokratie betrifft, bekommen die Krankenhäuser nun Rückenwind von den Ländern. Der Bundesrat stimmte zwar am vergangenen Freitag dem Medizinforschungsgesetz zu, das kurz vor der Sommerpause im Bundestag beschlossen worden war. In einer begleitenden Entschließung fordert der Bundesrat die Bundesregierung aber auf, die vom Bundestag eingeführte erweiterte Meldepflicht zum ärztlichen Personal wieder zurückzunehmen.
Sie verpflichtet die Krankenhäuser, quartalsweise detaillierte Daten zur Zuordnung des ärztlichen Personals zu den Leistungsgruppen, die im Rahmen der Krankenhausreform maßgeblich sein sollen, zu übermitteln. Andernfalls müssen sie 50 000 Euro zahlen. Der Bundesrat erklärte, dass diese Meldungen einen erheblichen Mehraufwand für Krankenhäuser mit sich bringen, der Nutzen aber fraglich sei. Auch sei schwer nachvollziehbar, dass diese Regelung im Rahmen eines fachfremden Gesetzes eingeführt werden solle, hieß es.









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